27. November 2015, Diplomfeier Lösungsorientiertes Malen, Abschlussrede:
Vor fünf Jahren sass ich an einem Infotag im Malatelier von Bettina Egger, hörte sie über die Ausbildung Maltherapeutin sprechen, wie sie über das Lösungsorientierte Malen, eine von ihr entwickelte und mit der Uni Basel erforschte Methode, sprach. Ich fühlte ihr Herzblut, ihr Engagement. Dahin wollte ich, in die Ausbildung im Lösungsorientierten Malen. Die Methode und Bettina faszinierten mich. Davor standen 1 Jahr Zertifikatsausbildung Maltherapeutin, 2 Jahre Diplomausbildung Maltherapeutin und dann noch 2 Jahr Lösungsorientiertes Malen. Mein Gedanke: das schaffe ich nie. Das sind 5 Jahre Ausbildung und ein grosses finanzielles wie zeitliches Engagement.
Mein Laufbahncoach erklärte mir, dass der Beruf Maltherapeutin ein brotloser Job sei. Dennoch fühlte ich: Das ist mein Herzensweg! Mein Entschluss stand fest, dass ich diese Ausbildung machen wollte.
Ich absolvierte den Zertifikatslehrgang und danach den Diplomlehrgang. Die Diplomarbeit erforderte von mir mein ganzes Engagement, eine Auseinandersetzung mit meinem Ich. Doch ich schaffte die drei Jahr mit Tiefen und Höhen, mit mehr und weniger Zuversicht. Immer wieder waren Mitstudierende, Dozenten und meine Familie an meiner Seite und motivierten mich zum weiter gehen.
Während der Ausbildung und dem Praktikum hat mich eine Dozierende, Hedy Hildebrand, auf spezielle Weise berührt und diese Berührung hat mein Leben entscheidend verändert. Ihre Erzählungen über ihre Arbeit mit Menschen mit einer Beeinträchtigung liessen jedes Mal meine Nackenhaare und Härchen an den Armen aufstehen. Es berührte mich im Herzen und manchmal zu Tränen. Immer hatte ich das Gefühl, ich kann nicht mit Menschen arbeiten, die Beeinträchtigt sind. Da waren grosse Berührungsängste. Hedys einfühlsamen Art, ihrer Ermutigung ein Praktikum zu absolvieren bei ihr und ihrer Unterstützung, kann ich es verdanken, dass ich meinen Herzensweg und meine berufliche Erfüllung gefunden habe.
Ich arbeite, von wegen brotloser Job, heute in einer Institution als Kunsttherapeutin und liebe meine Arbeit.
Ich habe weitere Ideen in meinem eigenen Atelier und im Züriwerk: malen mit Menschen mit Autistischer Spektrumstörungen, weil die Kommunikation über die Sprache schwierig ist, wäre es spannend herauszufinden, wie das Malen sich auswirkt.
Es ist ein spannender Weg und ich freue mich auf jeden Meter.
Ich danke den Dozenten für ihre einfühlsame Unterstützung, ihr Herzblut und für das, was sie uns gelehrt haben und den Mitstudierenden für ihre Zusammenarbeit, ihre motivierenden Worte und die vielen schönen Stunden, die wir gemeinsam gearbeitet, gelacht und geweint haben. Die Tage in Weggis werden mir fehlen.
Heute bin ich da, an was ich vor 5 Jahren noch nicht geglaubt habe. Ich habe das Diplom im Lösungsorientierten Malen in der Hand. Ich bin stolz darauf und sehr berührt.
Ursula Platzgummer