Weil Erfolg für jeden etwas anderes ist:
Das Jahr 2015
Liebe Mitreisende:
Das Jahr 2015 war einmal mehr ein intensiver Weg. Die eine Seite war rau und wild, die andere ruhig wie auf dem Foto. (Sardinien)
Im Januar sah es so aus, als würde ich im Juli arbeitslos. Mein Vertrag endet im Frühling mit der Abschlussprüfung der jungen Frau mit autistischer Spektrumsstörung. Am Neujahrsapéro teilte ich dem Geschäftsleiter der Ateliers mit, dass es mein grosser Wunsch wäre, anschliessend in einem der internen Ateliers eine Arbeit zu finden. Seine Antwort lautete, es fände in diesem Bereich eine Umstrukturierung statt und es würden eher Stellen gestrichen als angeboten werden.
Ich konzentrierte mich auf meine Aufgabe, J. auf die Prüfung vorzubereiten und sie gut zu begleiten. Im Mai schrieb ich meine beruflichen Wünsche und Ziele auf ein Blatt Papier. Zuoberst stand der Wunsch in einem der internen Ateliers eine Anstellung zu finden obwohl die Chance sehr gering war. Zwei Tage später stolperte mein lieber Ehemann über ein Inserat meiner Institution und kam damit zu mir. „Fachperson, im Ausgleichsangebot Atelier für Menschen mit einer Beeinträchtigung, gesucht“, stand da und ich konnte es kaum glauben. Ich rief an, schickte mein Bewerbungsdossier und wurde zum Gespräch eingeladen. Danach folgte banges Warten. Trotz vieler Bewerbungen bekam ich den Vorrang und konnte bereits im Juni anfangen.
In der Zwischenzeit bestand J. die Prüfung. Ich freute mich riesig über ihren Erfolg, doppelt weil manche behaupteten, J. wäre bildungsunfähig und ihre Freude so ansteckend wirkte.
An meinem Geburtstag erhielt ich viele SMS, eines beantwortete ich spontan aus dem Herzen:
„Ich danke Euch beiden für eure lieben Wünsche. Ich habe: beruflich viel erreicht, eine Arbeit die mich erfüllt, eine liebe Familie und tolle Kinder, die zu tollen Erwachsenen wurden, Glück in der Liebe, selbst oder gerade nach 12 Jahren Beziehung, gute Freunde. Das Wetter strahlt mit mir um die Wette. Was will ich noch mehr! Ich bin glücklich. Das einzige, das ich mir wünsche, ist, dass es noch lange so bleibt wie es ist.“
14 Tage später kamen die Beiden zu Besuch. Ich hatte meine Worte längst wieder vergessen. Sie meinte, sie habe noch nie ein so schönes SMS erhalten. Es berührte sie immer noch.
Ein lang gehegter Traum von mir ging ebenfalls dieses Jahr in Erfüllung: Die Gründung einer Gemeinschaftspraxis, 8samseen (www.8sam-seen.ch). Drei Frauen, eine Idee.
Meine Prüfungen standen bevor:
Ich erfuhr, dass ab 2016 das Ausgleichsangebot Atelier den Betrieben angegliedert würde. Die erste Frage meines neuen Chefs lautete, was das Atelier der Produktion ausser Kosten bringen würde. Das hiess ein Konzept erstellen, vorstellen, Fragen klären, Engagement und gute Argumente bringen. Wer mich kennt, weiss, dass das nicht meine Stärke ist. Ein gutes Übungsfeld. Meine Argumente haben ihn und einen grossen Teil der Fachleiter überzeugt, mein Angebot wird um 10% erhöht, meine Position gestärkt, mein Konzept angenommen, meine Ideen finden Gehör.
Parallel dazu habe ich mein Diplom, Lösungsorientiertes Malen, geschafft und bin sehr stolz und berührt. Es waren 5 lange, nicht immer einfache Jahre, in denen ich persönlich sehr gewachsen bin. Trotz Unkenrufen meines Laufbahncoachs und anderen, die meinten, Maltherapeutin sei ein brotloser Job: Heute arbeite ich in diesem Bereich, habe meinen Herzensweg gefunden und mein grösster Herzenswunsch ging in Erfüllung.
Was mir die Kraft dazu gab? Unter anderem ein Urlaub auf Sardinien. Mitten im rauhen Naturschutzgebiet. Kaum Touristen, viel Ruhe und Natur, Sonne, Meer. Kein Wlan, kein Internet, kaum Smartphoneempfang, nur italienisch sprechende Fernsehsender. Dafür lange Abende mit, ganz altmodisch, langen Gesprächen zu zweit.
Ein erfolgreiches Jahr!
Was führte zum Erfolg? Zusammenfassende Gedanken:
Wünsche und Visionen: Selbst wenn Wünsche und Visionen unerreichbar erscheinen, muss ich sie aufschreiben und die Erfüllung anstreben, auch gegen Widerstände von aussen. Ich muss daran glauben, um Unterstützung bitten, sie mit Engagement, Herzblut und Zuversicht verfolgen. Wie einen Samen säen, der zu einer Pflanze gedeiht, bis wir die Früchte ernten können. So erfüllt sich der Wunsch, aus meiner Erfahrung, irgendwann.
Wünsche klar definieren: Wenn ich selbst nicht weiss, was ich mir genau wünsche, dann kann der Wunsch nicht in Erfüllung gehen. Herzenswünsche sind nicht immer auf den ersten Blick erkennbar, werden nicht nach den Erwartungen der Anderen formuliert.
Freude und Stolz: Den Samen habe ich gesät, die Pflanze gehegt und gepflegt, gearbeitet und geackert und die Früchte geerntet. Darüber darf ich mich freuen und den Erfolg geniessen.
Dankbarkeit und Demut: Ich habe gearbeitet, doch die Familie, die Mitmenschen, die Freunde sind am Erfolg mitbeteiligt. Genauso wie der Baum gute Erde, Wasser und Dünger braucht, damit er gedeiht und Früchte trägt. Er muss genug aber nicht zu viel Sonne bekommen, nicht zu vielen Stürmen ausgesetzt sein. Die Dankbarkeit und Freude zeigen und weitergeben, die Mitmenschen am Erfolg teilhaben lassen, sich gemeinsam freuen. Die kurzen Augenblicke der grossen Glücksgefühle geniessen und teilen.
In diesem Sinne:
Danke ich meiner Familie, allen Freunden, Mitarbeiter, Mitmenschen und Malenden, die mich auf der langen Reise durchs Leben begleiten, unterstützen, lehren, motivieren, die mich eine andere Sichtweise erkennen lassen, mich bereichern und mir meinen persönlichen Erfolg mit ermöglichen.
Ich wünsche Euch allen eine besinnliche Adventszeit, Freude an euren vielen grossen und kleinen Erfolgen, Zuversicht und Beharrlichkeit auf eurem Herzensweg, ein für euch persönlich erfolgreiches Jahr 2016!
Herzlichst Ursula Platzgummer